Eine Initiative von

Hamburger, Zuckerbrot und Peitsche

Frage: wieviel kostet ein Hamburger? 2 Euro, vielleicht sogar 3 Euro? Leider weit daneben. Die wahren Kosten für einen Hamburger belaufen sich auf schätzungsweise 180 Euro.

So lautet zumindest das Ergebnis des renommierten indischen Journalisten und Wissenschaftlers Raj Patel, der die wahren Kosten weltweit beliebter Snacks berechnet hat. Schau mal: http://bit.ly/Raj-Patel Oder: http://bit.ly/true-cost-youtube

Die wirklichen Kosten eines Produkts beinhalten dabei nicht nur die sichtbaren Kosten, sondern auch einen ganzen Rattenschwanz an versteckten und nicht-sichtbaren Kosten. In seinem Buch „The Value of Nothing – was kostet die Welt?“ erklärt Patel im Detail, wie das 180-Euro-Preisschild für den Hamburger zu Stande kommt, nämlich indem auch die Klima-Kosten, Entschädigungszahlungen für den Verlust der Artenvielfalt, Gesundheitsausgaben für ernährungsbedingte Krankheiten und weitere Faktoren in die Kalkulation mit einbezogen werden.

Das Buch stammt aus dem Jahr 2010 und ist heute, fast 10 Jahre später, sicher nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Aber auch wenn die Berechnungen heute andere Zahlen ergeben würden, so ist doch sicher, dass der tatsächliche Preis eines Hamburgers nicht die Kosten, die für seine Herstellung angefallen sind, widerspiegelt. Dabei dürfen wir nicht vergessen: früher oder später werden wir dafür sowieso zur Kasse gebeten. Entweder, weil sich die Steuern oder Versicherungsbeiträge erhöhen, oder noch schlimmer: weil wir die Rechnung an unsere Kinder und Enkelkinder weiterreichen.

Höchste Zeit also, eine ehrliche Rechnung aufzumachen! Und sich für solche Produkte zu entscheiden, die tatsächlich weniger kosten. Vor einiger Zeit haben wir den Anfang gemacht und gemeinsam mit den Finanz- und Nachhaltigkeitsexperten von Soil & More Impacts, der FAO und EY das Projekt „Was unser Essen wirklich kostet“ gestartet. Wir wollten wissen, was Bio-Obst und Gemüse wirklich kostet und wie es gegenüber herkömmlich erzeugten Waren abschneidet.

Das Pilotprojekt brachte zwei wichtige Erkenntnisse:

- Die Wahrnehmung, dass Bio-Lebensmittel zu teuer sind, ist falsch. Denn:

- Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft sind viel zu billig.

Es war (für uns) nicht wirklich überraschend, zu erfahren, dass die versteckten Kosten in der konventionellen Landwirtschaft viel höher liegen als im Bio-Anbau. Denn wir alle wissen von den nachteiligen Auswirkungen von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln auf Boden, Klima, Grundwasser, Artenvielfalt und Gesundheit – nur, dass diese negativen Effekte nun auch beziffert werden konnten.

Nachdem wir die wahren Kosten für 10 verschiedene Lebensmittel ermittelt und verglichen haben, konzentriert sich die Kampagne „Was unser Essen wirklich kostet“ nun darauf, Verbraucher zum Kauf nachhaltig erzeugter Produkte zu bewegen. Außerdem wollen wir unsere Berechnungen aus dem echten Leben dafür nutzen, um kommunale, nationale und europäische Behörden von einem „Zuckerbrot und Peitsche“-System zu überzeugen. Mit anderen Worten: wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen, nachhaltiges Verhalten durch Subventionen zu fördern (= Zuckerbrot) und Umweltbelastungen durch Steuern (= Peitsche) zu bestrafen. In Schweden und Frankreich wurden bereits höhere Steuern auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingeführt – wir hoffen, dass andere Regierungen diesem Beispiel bald folgen werden.

Wir wissen, dass nur ein Handvoll Unternehmen wirklich daran interessiert ist, unseren Planeten grüner, sauberer und gerechter zu machen. Deshalb müssen per Gesetz neue Spielregeln eingeführt werden, die es finanziell attraktiv machen, sich nachhaltig zu verhalten. Wer Teil der Lösung ist, wird belohnt – wer Teil des Problems ist, wird abgestraft. Nur, wenn schädigendes Verhalten nicht mehr lukrativ ist, wird eine Verhaltensänderung wirklich stattfinden.

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