Interview mit Nicolas Sanchez und Padre Javier
Nicolas, was gefällt dir am meisten beim Bio-Obstanbau?
"Ich mag alle Aspekte dieser Arbeit! Aber am liebsten laufe ich durch den Obstgarten und schaue mir an, wie die Früchte in den Bäumen wachsen und reifen. Unsere Familie besitzt hier seit vielen Generationen Obstgärten. So habe ich den Anbau und Handel von Obst bereits von klein auf gelernt, habe später mein Wissen im Studium in Buenos Aires vertieft und bin an meinem 27. Geburtstag wieder zurückgekehrt, um Vollzeit in den Betrieb meines Vaters mit einzusteigen.“
Wie seid ihr dann letztendlich beim biologischen Anbau gelandet?
„Unsere Familie hat vor 15 Jahre beschlossen, den Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Wir waren es wortwörtlich satt, mit Chemikalien zu arbeiten! Jetzt verwenden wir große Mengen Kompost, um für fruchtbare Böden zu sorgen und so viel wie möglich mit der Natur zu arbeiten - statt gegen sie. Gift spritzen werden wir nie wieder!“
Über das ‚Patagonian Desert Project’
Eines der beeindruckendsten Projekte, dass wir von Eosta im Rahmen unserer ‚1 Cent for the Future’-Kampagne unterstützen, ist das ‚Patagonian Desert Project’ in der patagonischen Wüste von Priester Javier Aguirre, Argentinien. Der katholische Priester, der durch Papst Franziskus zum Priester geweiht wurde, hat sich dem Schicksal der indigenen Mapuche-Minderheit in Patagonien angenommen. Der Kirchenmann unterstützt eine Gruppe von 15 ärmlichen Dörfern, die südlich von Agro Roca liegen und dem rauhen Wüstenklima ausgesetzt sind. Unsere Erzeuger Nicolas und Hugo Sanchez unterstützen das Projekt seit vielen Jahren.
Nicolas, wie kam zu deiner Beteiligung am Projekt von Padre Javier?
„Als ich meine Frau Josephine heiratete, war Padre Javier der Priester, der uns beide getraut hat. Die Zusammenarbeit begann, als er uns fragte, ob wir nicht etwas Obst spenden könnten. Das taten wir natürlich, und schnell begannen wir, unser Engagement auszubauen. Mittlerweile unterstützen wir das Wüsten-Projekt von Padre Javier sowohl finanziell als auch mit praktischer Hilfe. So helfen ich und meine Frau beispielsweise beim Einsammeln von Kleiderspenden. Und wir sind natürlich hocherfreut, dass auch Eosta finanziell zum Projekt beiträgt!“
Padre Javier, wie kommt es, dass die Wüstendörfer so arm sind?
„Das hat eine besondere Geschichte: Die Mapuche kommen ursprünglich aus Chile und waren ein Volk von Bauern und Viehzüchtern. Riesengroße halbwilde Rinderherden im Norden Argentiniens haben sie angezogen. So entstanden überall in Patagonien kleine Mapuche-Siedlungen. Sie hatten hier freies Spiel, da Argentinien diesen Landstrich lange Zeit links liegen ließ. Aber im 19. Jahrhundert wurde das Gebiet von General Roca besetzt und die Mapuche kolonialisiert - so entstand auch die Stadt General Roca, heute die Hauptstadt des gleichnamigen Departamento im Nordwesten der Provinz Río Negro. In der wilden Wüstenlandschaft südlich von General Roca überdauerten jedoch einige der Dörfer mit den Nachkommen der Mapuche. Sie wechselten von der Rinderzucht zur Schafszucht, blieben, was den allgemeinen Wohlstand angeht, aber weit hinter dem Rest des Landes zurück. Es gibt kein Internet, keinen Handyempfang, keine sozialen oder medizinischen Einrichtungen, keine wirtschaftlichen Aktivitäten (abgesehen von der Schafzucht) oder Einzelhandel. In den letzten Jahren gab es zudem mehrere Dürren, die Schafzucht ist daher schwieriger worden. Bei einem Ausbruch des Puyehue-Vulkans vor einigen Jahren starben ebenfalls viele Schafe - durch die Aschedecke, die sich über alles legte. Die Armut ist jetzt schlimmer als je zuvor, die Zukunftsaussichten noch düsterer. Deshalb ist es genau jetzt an der Zeit, den Menschen hier zu helfen!“
Was genau macht ihr in dem Projekt?
„Die Dörfer liegen in der Wüste. Die Lebensbedingungen sind hier rau: Es weht ein harscher Wind, und nachts fallen die Temperaturen auch schnell einmal auf 20 Grad unter Null. Gegen die Kälte im Winter haben wir bereits Dutzende effiziente Heizgeräte ausgeteilt. Sie ersetzen die offeneren Feuerstellen, die bis dato in den meisten Häusern verwendet wurden - so sind die Bewohner weniger auf Holz zum Befeuern angewiesen, denn wie Sie sich vorstellen können, ist Holz Mangelware in der Pampa. Außerdem haben wir Bäume gepflanzt, um ein erträglicheres Mikro-Klima zu schaffen. Auch Gewächshäuser mit Bewässerungssystemen haben wir angelegt, sodass die Menschen hier selbst etwas Gemüse anbauen können. Wir unterstützen auch Jugendliche, die an Fortbildungen bei Agro Roca teilnehmen wollen, indem wir ihnen beispielsweise Wohnraum vermitteln.“
Das sind ja ziemlich viele Aktivitäten!
„Ja - aber längst noch nicht alles! Bei den Frauen der Pfarrei in General Roca können die Wüstenbewohner Schafwolle gegen warme Decken eintauschen, die die Frauen aus der Wolle für sie fertigen. Auch reparieren Sie kaputte Kleidungsstücke - selbst das ist für die Ärmsten unter den Dorfbewohnern nicht selbstverständlich. Zu Weihnachten werden Lebensmittel-Spenden und Geschenke verteilt. In einigen Dörfern haben wir auch sanitäre Anlagen gebaut und Elektroinstallationen gemacht. Eine Männergruppe hat sich freiwillig dazu bereit erklärt, kaputte Haushalts- oder Landwirtschaftsgeräte zu reparieren. Und jedes Jahr reisen wir mit 2 Zahnärzten durch alle Wüstendörfer, sodass die Bewohner hier ihre Probleme loswerden können - denn medizinische Versorgung gibt es in diesen abgelegenen Landstrichen natürlich auch kaum. Auch gibt es eine aktive Jugendgruppe in der Gemeinde, die sportliche Aktivitäten und kleinere Ausflüge organisiert, an denen sich auch die jüngeren Kinder beteiligen können. Alles zusammen genommen versuchen wir so, einen positiven Unterschied im Leben der Wüstenbewohner zu machen."
Ein fantastisches Projekt! Wir hoffen, dass sich die Situation in den Dörfern verbessern wird.
„Das hoffen wir auch. Wir sind sehr froh, dass wir auch auf die Unterstützung aus Europa zählen können. Deshalb sagen wir ‚Danke’ an alle Verbraucher, die unsere Bio-Äpfel und -Birnen kaufen, von denen im Rahmen der ‚1 Cent fort he Future’-Kampagne von Nature & More ein fester Betrag direkt in das ‚Patagonian Desert’-Projekt fließt!“
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